24.06.2019
Die digitale Transformation mischt auch den Bereich Human Resources kräftig auf. Die geforderten Mitarbeiterfähigkeiten verändern sich – es stellt sich die Frage, wie Unternehmen ihr HR-System auf diese Veränderungen hin vorbereiten und anpassen können. Das Netzwerk Humanressourcen der oö. Standortagentur Business Upper Austria hat daher gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik (IAA) an der JKU Linz ein Modell zur Messung der individuellen Reife des HR-Systems eines Unternehmens in Bezug auf Industrie 4.0 entwickelt. Nun wird es aus der Wissenschaft in die Praxis übersetzt.
Ausgangspunkt war das bereits bestehende technische Reifegradmodell zu Industrie 4.0 des Mechatronik-Clusters. Bei diesem Modell wird anhand verschiedener Dimensionen wie Daten, Intelligenz und Digitale Transformation der technologische Status quo eines Unternehmens in Bezug auf Industrie 4.0 festgestellt, die Entwicklung menschlicher Arbeit bleibt jedoch unberücksichtigt. Die Auswirkungen technologischer Veränderungen sollten aber gesamtunternehmerisch betrachtet werden. Weitere Entwicklungspartner waren die Fill GmbH und BRP-Rotax.
Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner: „Der technische Fortschritt verändert nicht nur die industrielle Produktion. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen digitalen Transformation liegt vor allem bei den Mitarbeitern/innen. Genau hier setzt das HR-Reifegradmodell an“.
Das HR-Reifegradmodell (HR-RGM) stellt den Reifegrad eines Unternehmens bzgl. Digitalisierung und Industrie 4.0 in punkto Mitarbeiter fest. Es soll Betriebe dazu anregen, sich mit der Frage zu beschäftigen, welche Handlungsanforderungen die Digitalisierung in den Bereichen Personal, Arbeit und Organisation stellt. Wie ist der aktuelle Stand im eigenen Unternehmen? Welche Gestaltungsfelder müssen betrachtet werden? Welche Maßnahmen und Organisationsformen sind geeignet, die Möglichkeiten der Digitalisierung produktiv zu nutzen? Das HR-RGM liefert exakte Antworten auf all diese Fragen.
Schritt 1: Die Anwendung des HR-Reifegradmodells im Unternehmen beginnt mit einem Startgespräch, bei dem jene Bereiche definiert werden, die analysiert werden sollen. Das HR-RGM kann auf ganze Betriebe oder aber auf spezifische Bereiche (Abteilungen, Tätigkeiten, Arbeitssysteme, Prozesse) angewendet werden.
Schritt 2: Bei der Analysephase geht es darum, die HR-Reife des Unternehmens zu bewerten. Neben einer Einstufung, wo der Betrieb bzw. ein konkreter Tätigkeitsbereich im Moment steht, sollen auch Entwicklungsperspektiven erhoben werden, also wo möchte ich – realistisch betrachtet – hin und unter welchen Bedingungen.
Schritt 3: Die Reflexionsphase gibt Aufschluss darüber, in welchen der definierten Bereiche tatsächlich Handlungsmöglichkeiten bestehen.
Schritt 4: Bei der Zielbildung werden konkrete Ziele mit detaillierten Maßnahmen festgelegt, und zwar unter realistischen Einschätzungen der betrieblichen Umsetzungsmöglichkeiten.
Schritt 5: Im letzten Schritt, der Evaluation, wird die Zielerreichung überprüft.
Die Begleitung durch einen geschulten Experten, extern wie auch intern, ist für eine erfolgreiche Umsetzung absolut empfehlenswert. Ein unvoreingenommener Blick, der dafür notwendige Handlungsspielraum und regelmäßige Austauschtermine mit anderen Fachkollegen stellen die Basis für den langanhaltenden Erfolg des HR-Reifegradmodells in dessen Umsetzung dar.
Das HR-Reifegradmodell bietet erstmals die Chance, den eigenen Entwicklungsstand mit anderen Betrieben, zwischen Abteilungen und innerhalb der Region zu vergleichen. Es gibt Aufschluss darüber, wo ein Unternehmen im Vergleich zum Mitbewerb steht.
„Aktuell gibt es kein vergleichbares Anwendungstool, das ähnlich gute und aussagekräftige Ergebnisse liefert und Unternehmen als Basis für künftige Schwerpunkte in der HR-Arbeit dient“, ist Mag. Stefan Promper, Leiter des Netzwerk Humanressourcen überzeugt.
„Es ist an der Zeit, die Rolle von HR in Organisationen weiter auszubauen. Beim HR-Reifegradmodell wird der Fokus auf die wertschöpfenden Kolleginnen und Kollegen nochmals deutlich erhöht, womit wir uns auch bei Rosenbauer klar identifizieren. Die Partizipation beim HR-Reifegradmodell war für uns eine Herzensangelegenheit. Ich freue mich schon jetzt auf spannende Ergebnisse im Modell“, erklärt Mag. Andreas Berger, Head of Human Resources bei Rosenbauer International AG, die bei der Entwicklung des HR-Reifegradmodells entscheidend mitgewirkt haben, ebenso wie die Firma Fronius International GmbH.
Das HR-Reifegradmodell Industrie 4.0 wurde mit Mitteln des Landes OÖ gefördert und im Auftrag der oö. Standortagentur Business Upper Austria vom Institut für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz entwickelt.
>> https://www.netzwerk-hr.at/themenschwerpunkte/hr-management/das-hr-reifegradmodell/
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