Europäisches Labor für Lernende Intelligente Systeme (ELLIS) gestartet

Viele Personen stehend in Gebäude
v.l.: Shane Legg , Sepp Hochreiter, Bernhard Nessler (Leiter des Audi.JKU Deep Learning Centers der JKU), Zoubin Ghahramani, Bernhard Schölkopf, Cordelia Schmid, Matthias Bethge (Direktor Tübinger AI Center), Jürgen Schmidhuber © JKU

10.12.2018

Das Europäische Labor für Lernende Intelligente Systeme (ELLIS), welches erstmals in einem offenen Brief Anfang des Jahres beschrieben wurde, kündigt offiziell die Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft an, die Organisation und Aufbau von ELLIS übernehmen wird. Führende europäische KI-Forscher wie Nicolò Cesa-Bianchi, Zoubin Ghahramani, Sepp Hochreiter, Cordelia Schmid, Jürgen Schmidhuber, Bernhard Schölkopf, Max Welling und viele mehr kamen heute zur Gründung einer Gesellschaft zur Etablierung eines länderübergreifenden Europäischen Labors für Lernende Intelligente Systeme (ELLIS) zusammen.

Die umfassende Konzeption von ELLIS beinhaltet den Aufbau eines Netzwerks zur Durchführung wegweisender Grundlagenforschung, ein europaweites Promotionsprogramm zur Ausbildung der nächsten Generation von KI-Forschern, sowie wesentliche Impulse zur Nutzung von KI-Technologien zur wirtschaftlichen Entwicklung.

ELLIS konzentriert sich auf moderne KI-Ansätze, die im Wesentlichen auf Methoden des maschinellen Lernens und Deep Learning beruhen. Maschinelles Lernen ermöglicht es Computern, aus Daten und Erfahrungen zu lernen, wodurch in jüngster Zeit große Fortschritte bei der Lösung lang bestehender Probleme wie maschinellem Sehen, Spracherkennung und automatischer Übersetzung gemacht wurden. Maschinelles Lernen wird eine zentrale Technologie auch für selbstfahrende Autos sein sowie große Fortschritte in der Medizin ermöglichen.

Die Ankündigung von ELLIS erfolgte auf der Neural Information Processing Systems Konferenz (NeurIPS), der führenden internationalen Konferenz für maschinelles Lernen. NeurIPS zog 8500 Wissenschaftler sowie Vertreter aus Wirtschaft und Politik nach Montreal in Kanada. Terrence Sejnowski, Präsident der Neural Information Processing Systems Foundation, sagt, dass „große Durchbrüche in der KI in den vergangenen Jahren bei NeurIPS veröffentlicht wurden, oft von europäischen Wissenschaftlern. Die neue ELLIS Gesellschaft wird sowohl die europäische KI-Forschung als auch die Wirtschaft katalysieren.“ Zum Zeitpunkt der Ankündigung war Montreal auch Gastgeber einer G7-Konferenz zu künstlicher Intelligenz.

Die Präsidenten von sechs europäischen Wissenschaftsorganisationen haben sich für verstärkte Förderung für hochkarätige Forschung in ganz Europa ausgesprochen. „Künstliche Intelligenz ist Grundlagenforschung an vorderster Front, hat aber zugleich das Potenzial, die Welt in positiver Weise zu verändern. Europa wird diese Entwicklung nur gestalten können, wenn wir in herausragende Forschung auf diesem Gebiet investieren“, sagt Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Antoine Petit, französischer Informatiker und Präsident des französischen Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS), betont, dass er „sehr beeindruckt ist von den Aktivitäten und Investitionen in Asien und Nordamerika. Europa muss KI schnellstens zu einer echten Priorität machen, wenn es nicht hoffnungslos zurückfallen will. Ein solches Zurückfallen wäre aus industrieller und wirtschaftlicher Sicht dramatisch. Es wäre auch besorgniserregend, wenn unsere Werte bei zukünftigen Entwicklungen in der KI nicht berücksichtigt würden.“

Sir Venki Ramakrishnan, Präsident der britischen Royal Society, fügt hinzu, dass „es für die britische Wissenschaft unerlässlich ist, strategische Beziehungen zu unseren führenden europäischen Kollegen aufzubauen. Da die künstliche Intelligenz eine zentrale Säule unserer britischen Wirtschaftsstrategie ist, ist diese Initiative genau das, was wir brauchen.“

Eine Reihe europäischer Unternehmen unterstützt die Initiative, darunter Audi, AVL, Bayer, Bosch, DeepMind, Greiner, Porsche, Siemens sowie US-Unternehmen wie Amazon, Facebook, Google, NVIDIA, Qualcomm und das kanadische Start-up Element AI.

Geoffrey Hinton, emeritierter Professor für Informatik an der University of Toronto, Engineering Fellow bei Google und einer der führenden Wissenschaftler im Bereich KI, sagt: „Deep Learning ist der Kern des erstaunlichen Fortschritts, den wir heute in der KI erleben. Unternehmen wie Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft investieren Milliarden in die Entwicklung dieser Technologie. Wenn Europa mit Nordamerika und China mithalten will, muss es seine großen KI-Investitionen auf Deep Learning konzentrieren.“

Yoshua Bengio, Co-Direktor des Programms „Learning in Machines & Brains“ des Canadian Institute for Advanced Studies (CIFAR) und Mitgründer von Element AI, betont, dass es bei KI sowohl um exzellente Forschung als auch um den Dialog mit der Gesellschaft geht. „Wir brauchen eine konstruktive Diskussion über den ethischen Nutzen von KI. Eine notwendige Voraussetzung dafür ist, dass KI Forschung auf höchstem Niveau in offenen, auf humanistischen Werten basierenden Gesellschaften wie der kanadischen und der europäischen betrieben wird. Wir haben bereits eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern unterzeichnet, die diese spannende neue europäische Initiative vorantreiben, und freuen uns darauf, gemeinsam offene KI-Forschung auf höchstem Niveau zu fördern.“
 

https://ellis-open-letter.eu/


Das könnte Sie auch interessieren: